Dokumentationsstätte
Gefangenenhaus Ostertorwache

 
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Zelle "Willkür"
 
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Text für das Faltblatt: Zelle Willkür

Häftlinge eines geregelten Strafvollzugs leben in einer gewissen Sicherheit. Sie kennen das Ausmaß ihrer Strafe, ihren Alltag bestimmen Hausordnung oder Gefangenenreglement.
An ihre Stelle trat in den Jahren des 3. Reiches die Willkür, der die Häftlinge der Gestapo ausgeliefert waren, physische und psychische Willkür. Als Gefangener wußte man nie, wie lange man inhaftiert bleiben würde. Zermürbend war das Warten auf den eigenen Prozeß. Stündlich konnte man zum Verhör durch die Gestapobeamten abgeholt werden oder, was anfangs noch viel schlimmer war, zur "Sonderbehandlung" bei der SA im sogenannten "GosselHaus". Bedrückend war die Unsicherheit, was nach der Haft im Gefangenenhaus kommen würde: Untersuchungsgefängnis, Zuchthaus, Konzentrationslager, Bewährungsbataillon, Arbeitserziehungslager oder doch die Freiheit?
Verstärkt wurde die Willkür gegen Gefangene in der Einzelhaft der Strafzelle. Gesichter von inhaftierten politischen Häftlingen und Häftlingsfrauen schauen uns an. Ihre endlose Reihe verliert sich in der hinteren Zellenwand. Sie steht stellvertretend für die große Zahl der Gefangenen, die im Gefangenenhaus das Schicksal der Gestapohaft teilten.



Stand: 02.05.2002