In der NS-Zeit wurden jüdische Familien aus Bremen, wie überall im nationalsozialistischen Herrschaftsgebiet, deportiert und ermordet. Ihr Besitz wurde geraubt, weit unter Wert verkauft oder versteigert.
Als Auswander*innenhafen profitierte Bremen in besonderer Weise vom beschlagnahmten Eigentum der zur Flucht gezwungenen Jüd*innen und anderer Verfolgter. Der Abtransport des Eigentums jüdischer Menschen aus ganz Westeuropa mit Schiffen und Zügen war ein noch ungleich größeres Geschäft. Es machte die Bremer Spedition Kühne + Nagel, in den Fußstapfen der Wehrmacht, zum „internationalen“ Konzern.
An der „Arisierung“ des jüdischen Besitzes bereicherten sich, neben dem nationalsozialistischen Staat und den Logistikern dieser „Verwertung“, große Teile der Bevölkerung. Auch in vielen Bremischen Privathaushalten standen damals – und stehen z. T. noch heute – Möbel und Klaviere, hingen Gemälde und Lampen, wurden Alltagsgegenstände benutzt, die jüdischen Familien gehörten, die ins Exil vertrieben, deren Leben vernichtet, deren Besitztümer „verwertet“ und deren Spuren eliminiert wurden.
Die Erinnerungslücken und deren Folgen sollen sichtbar werden. Darum hat die Bremische Bürgerschaft beschlossen, auf Basis zivilgesellschaftlicher Initiative, angestoßen durch die taz, ein Mahnmal zu errichten: Es soll an die lange wenig beachteten wirtschaftlichen Dimensionen des Holocaust erinnern. Das ist ein wichtiges Zeichen, das weit über Bremen hinausweist. Das Mahnmal wird im Herzen der Stadt stehen, an der Weser, auf der Frachtschiffe enorme Mengen geraubter Möbel sowie Hausrat aller Art nach Bremen brachten.
Das Mahnmal besteht aus einem sechs Meter tiefen Schacht, der zunächst nichts als Leere zeigt – die scheinbare Abwesenheit von Geschichte, deren Vergessen und Verdrängen. Ganz unten ist jedoch seitliches Licht zu sehen. Wer daraufhin zum Weserufer hinunter steigt, erkennt an den Wänden des Schachtes schemenhafte Schattenrisse: Spuren von Möbeln, von Einrichtung, von zerstörten Leben.
Zum Bau des Mahnmals beitragen sollen alle, die sich an der Verfolgung der jüdischen Bürger*innen bereicherten: öffentliche Hand, Unternehmen und private Haushalte. Für den Mahnmal-Innenraum, den künstlerisch-konzeptionellen Kern, werden 40.000 Euro benötigt – sie sollen aus der Zivilgesellschaft kommen. Die Mittel der Stadt und der Wirtschaft sollen die Baumaßnahmen ermöglichen. Anfang Juni soll laut Beschluss des Senats der Bau beginnen.
Die kalkulierte Gesamtsumme von 476.000 Euro ist nur ein Bruchteil der damals gemachten Profite, aber immer noch sehr viel Geld. Wir hoffen, dass Bremen, dass die Gesellschaft das dennoch kann: das Mahnmal realisieren, sich der Vergangenheit stellen, gegen heutigen Antisemitismus und Rassismus klar Haltung beziehen, gegen rechte Ideologien und für Weltoffenheit eintreten. Wer die Vergangenheit verdrängt, trifft falsche Entscheidungen für Gegenwart und Zukunft. Darum rufen wir zu finanzieller Beteiligung auf!
Unterstützungskonto:
Erinnern für die Zukunft e.V.
Stichwort Mahnmal
Sparkasse Bremen
IBAN DE95 2905 0101 0001 0209 99
Weitere Informationen und die Liste der Erstunterzeichner:innen finden Sie hier:
Bremen baut ein Mahnmal! Aufruf zu finanzieller Beteiligung! | Spurensuche-Bremen
Zur Genese des Projekts:
www.taz.de/mahnmal